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Review: Blood 2 - The Chosen  |  Zurück

Blood 2 - The Chosen

Spiel: Blood 2 - The Chosen
Entwickler: Monolith Productions
Vertrieb: GT Interactive
Veröffentlicht: 31.10.1998
Freigabe ab: Indiziert

Die U-Bahn. Junkies, Penner, der ganze Abschaum konzentriert in ein paar Wagons. Ein Albtraum. Und da bin ich noch gar nicht mitgezählt... Lässig schlendere ich in Richtung nächster Wagen, als plötzlich Jemand meint, mir in den Weg springen zu müssen - vielleicht ein Sektenmitglied, vielleicht ein Fahrkartenkontrolleur, ich lasse ihm nicht die Zeit zu fragen. Mit meinen Colts durchlöchere ich probeweise ein paar Fahrgäste, esse deren Herzen, um meine Lebensenergie wieder aufzufüllen und setze meinen Spaziergang zum Ende des Zuges fort, wo ich mein momentanes Hauptproblem zu stellen gedenke. Am Bahnhof angekommen (Gideon, der Kopf dieses Konglomerats aus Freaks, Monstern und skrupellosen Geschäftsmännern ist mir leider entwischt) schaut mich ein aufsässiger Putzmann herausfordernd an. Zehn Sekunden später tut er das zwar immer noch, jedoch aufgrund eines akuten Anfalls von Kopflosigkeit vom anderen Ende des Bahnsteigs aus.

Ich bin Caleb, der Auserwählte. Und jetzt räume Ich in diesem Drecksloch mal ein Bisschen auf...

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Die Beilagen

Eigentlich kann man zwischen vier sogenannten 'Chosen ones' auswählen, jedoch ändert sich der Spielverlauf dadurch nur marginal, in den in Ingamegrafik gehalten Zwischensequenzen sieht man immer noch Caleb, egal welchen Charakter man gewählt hat. Und das ist auch gut so, hält man sich vor Augen, dass Caleb wohl mindestens ebenso zynisch reagiert wie einst der Duke und Jahre später der Postal Dude. "Die Geschichte setzt 100 Jahre nach dem ersten Teil ein. Caleb, der untote Anti-Held aus Blood, wandert bis 2028 a.d. auf der Erde herum, kümmert sich um sein eigenes Zeug, schlägt sich durch den Alltag, läuft Amok wenn ihm danach ist. Die Cabal, ein Kult gewidmet der Lobpreisung des dunklen Gottes Tchernobog (Calebs Erzfeind im ersten Teil) hat sich im Laufe der Jahre drastisch verändert: Nicht mehr länger eine versprengte 'Armee' von Fanatikern, haben sie eine Organisation gegründet, die ihre Aktivitäten in der Öffentlichkeit vertritt. 'Cabalco' wuchs heran, um sich in jeder größeren ökonomischen Sparte zu etablieren. [...]" [frei nach der Anleitung] Natürlich ist Caleb irgendwie darin verwickelt und der momentane Anführer der Cabal, Gideon, jagt Caleb durch ganze Dimensionen um ihn in die Knie zu zwingen und den mächtigen Gott Tchernobog wiederzubeleben, was wohl gleichsam das Ende der Welt mit sich zöge. Caleb wiederum sucht ebendies zu verhindern und deshalb die restlichen Auserwählten auf seine Seite zu ziehen.

So weit, so wirr und belanglos.


Blutig bitte, es muss spritzen

Gleich zu Anfang wird man von Monolith positiv überrascht: Die problemlose Installation wird garniert von sehr hübsch und professionell gezeichneten blutigen Comic-Bildern. Das macht Lust auf mehr und unterstreicht den nicht eben ernstgemeinten, überzogenen Charakter des Machwerks. Flugs in den Options die Steuerung eingestellt, alle Details auf die höchste Stufe gesetzt, Licht ausgemacht, Kopfhörer aufgesetzt und schon kanns losgehen. Das eingangs beschriebene U-Bahn-Level bildet den Anfang zu einem Höllentrip aus 30 mehr oder weniger abwechslungsreich gestalteten Arealen, die mit (morbiden) Details nur so gespickt sind. Zu Beginn, im ersten von insgesamt vier Kapiteln, kommt man beispielsweise an einer Wäscherei vorbei, deren Kunden sich anscheinend nicht an die vorgeschriebenen Betriebsregeln gehalten haben, sieht man doch aus einer der ratternden Maschinen ein blutiges Paar Beine herausragen...

Monolith, die mit 'Shogo' schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das Potential der Lithtech-Engine gaben, haben hier wirklich saubere Arbeit geleistet. Gemessen an heutigen, Half-Life 2-geprägten Maßstäben mag das Game hoffnungslos veraltet aussehen, aber damals (1998) war die Engine durchaus konkurrenzfähig und weiß selbst heute noch mit Liebe zum Detail zu überzeugen. Außerdem, meiner Meinung nach ein großer Pluspunkt, wurde eine Physikengine programmiert, die als eine der ersten ihrer Art den Namen auch verdiente: Köpfe fliegen durch die Gegend (respektive werden gekickt), Körperteile streben in andere Richtungen als von ihrem (ehemaligen) Besitzer gewollt, Inventar zerbirst imposant, usw. Um diese Möglichkeiten voll ausnutzen zu können steht dem Spieler ein umfangreiches Waffenarsenal zur Verfügung:

Angefangen von gewöhnlichen Schießeisen wie zum Beispiel in jeder Hand eine abgesägte Schrotflinte, über ausgefallenere und durchschlagskräftigere Kaliber wie Mini- und Teslagun, bis zu vollkommen neuen Waffensystemen wie dem Insect-a-Cutioner (eine etwas groß geratene Insektenspritze), der Voodoopuppe (für den Sadisten in Ihnen) oder dem Singularity Creator (der mal eben ein schwarzes Loch generiert, das ausnahmslos alles und jeden im Umkreis einsaugt und zerstört), ist vorhanden was das nach Gewalt lechzende Spielerherz begehrt. Die über 30 verschiedenen Totmacher besitzen fast durchwegs eine noch verheerendere sekundäre Attacke, die jedes Mal, wenn man eine neue Waffe entdeckt, für Entzücken ob der einfallsreichen Tötungsmethoden sorgen. Die Gegnerscharen überzeugen durch solides Modeling und angemessene Texturen, die KI ist jedoch nicht wirklich als solche zu bezeichnen, denn die Kontrahenten mögen zahlreich sein, aggressiv und ausgeflippt, aber intelligent sind sie keineswegs. Das Kanonenfutter neigt dazu, an Ecken hängenzubleiben und Caleb nicht einmal dann zu entdecken, wenn sein Messer schon halb in des Unholdes Nasenloch steckt. Viele, jedoch nicht übermäßig benutzte, Scripted Events bieten Abwechslung und lassen dieses Manko halb so schlimm erscheinen. Falls es bis jetzt noch nicht klar geworden ist, Blood 2 gehört wie schon der Vorgänger nicht in Kinderhände, an Gore wird einiges geboten, was auch dazu führte, dass es gar nicht erst seinen Weg in die gnadenlosen Hände der Zensoren der damaligen FSK fand. Die amerikanische wie die Englische Fassung sind hierzulande indiziert.


Danke, passt so

Auch beim Sound haben Monolith ganze Arbeit geleistet, die Hintergrundmusik fügt sich hervorragend in das Geschehen ein, verstärkt die sinistre und morbide Atmosphäre noch mehr. Die Soundeffekte sind sorgsam platziert und jeder für sich stimmig. Manche Waffensamples lassen zwar etwas Durchschlagskraft vermissen, aber alles in allem passt es einfach.


Ein schöner Abend geht zu Ende

Blood 2 ist ein alles in allem unterhaltsamer Shooter, der eine Menge Ideen bietet und einfach nur Spaß machen soll. Diese Vorgabe erfüllt er in allen Belangen, kleinere Mängel stören den Spielfluss nicht nachhaltig. Etwas länger hätt's aber schon sein dürfen...

Autor: Bruno Flörke
Datum: 26.04.2005

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